In diesem Beitrag zur französischen Saunakultur richte ich den Blick ins Nachbarland und begutachte, ob es in Frankreich überhaupt so etwas wie eine Saunakultur gibt.
Unter anderem habe ich mich mit den folgenden Fragen auseinandergesetzt:
Gab es mal eine Saunakultur und gibt es sie noch immer?
Sind die Franzosen eventuell auch dem Saunaboom erlegen?
Gibt es so etwas wie eine Altersgrenze zum Saunieren?

Die Geschichte der Sauna in Frankreich
Einigen Büchern konnte ich entnehmen, dass es in Frankreich, wie auch in anderen mitteleuropäischen Ländern bereits im Mittelalter eine Saunakultur gab. Sauna- und Bademeister zu sein, gehörte allerdings eher zu den allgemein verachteten Tätigkeiten.
Im Paris des 13. Jahrhunderts gab es so viele öffentliche Badehäuser, dass man einen eigenen Berufsstand gründen konnte. Man nannte die ausübenden Bademeister étuveurs oder étuviers. 1292 gab es bereits 25 Badehäuser und ein Badehaus für Frauen.
In den Berufsregeln der étuveurs war genau festgehalten, wie die Tätigkeit in einem öffentlichen Bad auszuüben war. Jegliche Freizügigkeit oder gar Obszönität war zu jeder Tages- und Nachtzeit untersagt und in Wohnungen durften keine beliebigen Gäste zur Behandlung empfangen werden.
Die Badehäuser wurden weder sonntags noch an Feiertagen angeheizt. Ein Dampfbad kostete 2 Deniers, Wannenbäder 4 Deniers.
Zum Ende des 14. Jahrhunderts fügte man dem Regelwerk die Bestimmung hinzu, dass die Sauna- und Bademeister bodenständig, anständig und ehrlich zu sein hatten. Sie mussten gar einen Eid ablegen, der sie dazu verpflichtete, die Berufsgeheimnisse zu wahren. Badehäuser für Männer durften nicht für Frauen geöffnet werden. Und nur an festgelegten Orten durfte ein Badehaus überhaupt betrieben werden. Die Betreiber hatten dafür Sorge zu tragen, dass das Verhalten in ihren Häusern stets tadellos war. Jungen bis sieben Jahre durften mit in die Badehäuser der Frauen gehen.
Im Frankreich des 17. Jahrhunderts nahm man nach der Sauna ein Saunagetränk zu sich. Dabei handelte es sich um eine Mischung aus Bier und Wein, mit Brotkrumen, Zitronenscheiben, Zucker und Muskat versetzt. Das gebräuchlichste Saunagetränk war jedoch der Kwas, der aus Roggen- oder Gerstenmehl hergestellt wurde und dem man Pfefferminzöl, Essig oder Met hinzufügte.
Im 19. und 20. Jahrhundert waren die Bademeister der großen privaten Badehäuser bedeutend besser angesehen als die Saunameister der öffentlichen Saunas. Letztere wurden nicht einmal als Mitglieder in die größeren Berufsgilden aufgenommen. Die schlimmste ihrer Aufgaben war das Anheizen der Sauna – es handelte sich um eine heiße und rußige Tätigkeit, die nachts ausgeübt wurde. Ihr Lohn entschädigte sie jedoch angemessen dafür. Aus dem 15. Jahrhundert weiß man, dass Saunameister ungefähr das Dreifache eines einfachen Arbeiters verdienten.
Bade- und Saunameister besorgten alle benötigten Utensilien oder fertigten sie selbst an: Saunaeimer, Quaste, Saunahüte und weiteres an Ausstattung. Die damaligen Saunahüte wurden aus Stroh geflochten und waren im Preis inbegriffen. Bademeister durften auch eigene Seifen herstellen.
Bademeister boten Wannenbäder und so genannte Schwitzbäder an
Sie schröpften und führten den Aderlass durch. Mit solchen Kenntnissen erreichten sie gute Zusatzverdienste.
Im Mittelalter übten die Bademeister auch Tätigkeiten eines Friseurs aus, was später zum Streit mit den Friseuren und Barbieren führen sollte.

Wo findet man eine Sauna?
In Frankreich findet man Saunas in Schwimmbädern, Thermen, Hotels und Fitnessstudios, wenn auch nicht in solchem Ausmaß wie in Finnland oder Deutschland. Aber man wird auf jeden Fall fündig. Allerdings findet man auch in größeren Thermen eventuell nur eine Sauna, die dann häufig auch noch zu enttäuschen weiß. In Thermen konzentriert man sich auf Massagen und weitere Behandlungen.
Ich befragte vor einiger Zeit die Finnin Anna Kristina zum Thema. Sie hat Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre die Sauna der Universität Paris besucht. Wer weiß, ob diese noch existiert?
Anna Kristina erzählte auch, dass sie in Frankreich keine finnische Sauna gesehen habe, höchstens schwedische Saunas gab es. In manchen Saunas gab es sogar Teppichböden oder sonstige Abstrusitäten.
Altersgrenze in der Sauna
Ist man jünger als 15 Jahre alt, darf man nicht in die Sauna. Es gibt unzählige Beispiele, in denen die Kinder finnischer Verwandtschaft nicht ins Schwitzbad gelassen wurden. Thermen und Mediziner berufen sich darauf, dass der Saunabesuch nicht gesund für Kinder sei. In Finnland weiß man natürlich, dass ein Saunabesuch für Kinder nicht schädlich ist.
Der französische Saunabesucher
Der französischer Saunagänger bzw. die Saunagängerin kommt ein wenig prüde daher. Auf gar keinen Fall fühlt man sich wohl mit der Nacktheit. Gemischte Saunas sind ein Ding der Unmöglichkeit und wenn man eine solche doch irgendwo finden sollte, sind die Besucher in Badekleidung oder Handtücher gehüllt. Nicht einmal mit den besten Freunden wird nackt sauniert. Ein entspanntes Nacktsein gilt in Frankreich nahezu als Sakrileg.
Französische Frauen wollen um jeden Umstand ihre Weiblichkeit bewahren. Schwitzen im Fitnessstudio oder gar in der Sauna passt nicht ins Bild. So ist zum Beispiel das Stillen, vor allem in der Öffentlichkeit, ebenfalls verpönt. Man stillt vielleicht ein, zwei Wochen, damit man sagen kann, man habe gestillt. Das zweite Kind wird noch seltener gestillt. Auch, damit das erste nicht zu viel nackte Haut zu Gesicht bekommt.
Sauna und Nacktheit
Nacktheit ist sehr stark mit Sexualität und Erotik konnotiert und ist etwas, das nur dem Partner oder der Partnerin zusteht. Es gab mal einen Vorfall in Frankreich, als ein Deutscher eine öffentliche Sauna besuchte und prompt ebendieser wieder verwiesen wurde. Er hatte sich ganz ungeniert entkleidet und wurde als Perverser abgestempelt, wo er doch nur saunieren wollte.
Saunieren in Frankreich
In Frankreich herrschen einige Irrtümer in Sachen Sauna und Saunieren vor. So glaubt man zum Beispiel, dass in der „kalten“ Sauna zu liegen zum Gewichtsverlust beiträgt. Eine Sauna gehört zur Standradausstattung einer Therme, wird aber letztlich eher selten besucht. Eine Sauna bedeutet auch Luxus, von der positiven Wirkung auf die Gesundheit ist jedoch wenig allgemein bekannt.
Saunas und Sexclubs werden schnell miteinander in Verbindung gebracht. Vermutlich gibt es solche Saunaclubs auch in Frankreich, doch dann sei an den ursprünglichen Sinn und Zweck einer Sauna erinnert…
In der Regel gibt es in der Sauna einen Ofen mit Steinen. Einen Wassereimer und die dazugehörige Kelle sucht man gelegentlich vergebens.
Die Ausnahme bestätigt die Regel
Natürlich gibt es auch in Frankreich Menschen, die gerne in die Sauna gehen und nicht der Meinung sind, dass ein nackter Saunabesuch etwas Sexuelles an sich hat. Vielleicht haben sie mal einen Urlaub in Finnland verbracht und die Sauna im Ferienhaus kennengelernt und wissen um die dazugehörigen Bräuche. Vielleicht haben sie sogar eine eigene Sauna zu Hause – in diesem Fall häufig eine schwedische.
Fazit
Dieser Beitrag zur französischen Saunakultur bleibt leider ein wenig vage aus dem einfachen Grund, dass es diese so gut wie gar nicht gibt. Der historische Blickwinkel ist interessant, doch die Internetrecherche zur aktuellen Saunakultur lässt uns mit der Darstellung einzelner Beispiele allein.
Einen richtigen Saunaboom erlebt Frankreich nicht, aber Interesse an der Saunakultur anderer Länder besteht durchaus.
Ich hoffe dennoch, dass dieser Artikel vielleicht auf eine Reise nach Frankreich vorbereiten und eine kleine Gebrauchsanweisung für den Besuch einer Sauna mitgeben konnte. Einen wichtigen Tipp gebe ich allen mit: GEHT NICHT NACKT IN DIE SAUNA!
Ich wünsche mir, dass vielleicht ein wenig Entspannung in Bezug aufs Nacktsein einkehrt und man lernt, die Wärme der Sauna zu genießen, ohne falschen Erwartungen zu erliegen. So können alle Spaß an der Sauna haben.
Quellen: „Saunan Salaisuus“ [dt: das Geheimnis der Sauna] und Interviews mit Auslandsfinnen vor Ort.
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