In diesem Beitrag geht es um die deutsche Saunakultur. Und vor der Lektüre dieses Textes ist es wichtig festzuhalten, dass es toll ist, dass es sie gibt.
Ganz gleich, wie kritisch meine Texte sind oder wirken mögen (sowohl in diesem als auch in anderen Beiträgen) – ich bin sehr froh, in einem Land zu leben, in dem es eine lebendige Saunakultur gibt. Dennoch kann ich mir ein Augenrollen oder ein Lächeln manchmal einfach nicht verkneifen.

Saunas gibt es in ganz Deutschland
Saunas findet man häufig in Spas, Fitnessstudios, Hotels usw. Manch einer verfügt auch über eine eigene Sauna. Die Schwitzbäder sind also weit verbreitet, aber natürlich nicht so flächendeckend wie in Finnland. In Thermen gibt es häufig sogenannte Saunawelten, in denen unterschiedliche Saunas und Temperaturen zur Verfügung stehen.
Ankunft in der Sauna
In der Regel erreicht man die Sauna mit einer unglaublich großen Tasche, am besten ist, man besitzt einen hinterherziehbaren Trolley. Darin hat man Handtücher verstaut. Viele Handtücher, denn die werden auch gebraucht. Außerdem ein Bademantel, Badeschuhe, Waschuntensilien, etwas zu trinken und zu essen und etwas zu lesen. Tatsächlich kann ich jedoch nicht zu 100 % bestätigen, was die Deutschen in der Regel in ihren Taschen mit sich führen, obwohl ich versucht habe, heimlich Spionage zu betreiben…
Der Umkleideraum
Oft befinden sich die Umkleidekabinen in Unisex-Bereichen. Es gibt Umkleidekabinen für Familien, in denen alle Familienmitglieder Platz finden. Oder solche, in die jeweils nur eine Person passen.
Vorgesehen ist, dass man zuerst in die Kabine geht, sich auszieht und dann die Kleidung im Schließfach einsperrt. Also nicht erschrecken, wenn auf einmal jemand nackt vor einem steht, er hatte einfach nicht die Geduld, bis in die Umkleidekabine zu gehen.
Normalerweise gibt es in jedem Spa aber die Möglichkeit, sich in einem reinen Frauenbereich umzuziehen, was aber nicht bedeutet, dass sich nicht dann und wann auch männliche Besucher dorthin verirren.
Dusche und Toilette
Sie befinden sich normalerweise am selben Ort und sind für Männer und Frauen getrennt. Es sei denn, man verirrt sich in den anderen Bereich. Ich habe beobachtet, dass viele Deutsche ihre Badesachen bereits in der Umkleidekabine ankleiden oder sie sogar schon zu Hause angezogen haben. Wenige duschen überhaupt vor dem Schwimmen oder dem Saunagang.
Das ist aus meiner Sicht ein großer Minuspunkt für die Deutschen. Normalerweise muss man vor dem Schwimmbad- und Saunabesuch duschen und sich waschen. Und dann erst werden die Badesachen angezogen.
Poolbereich
Wenn man zuerst ein paar Bahnen schwimmen oder ein wenig planschen möchte, findet man ganz unterschiedliche tolle Schwimmbecken in Thermalbädern. Whirlpools, Warmwasserbecken im Innen- und Außenbereich, Salzwasserbecken, Rutschen, Strömungen, Wellenbäder und meist gibt es auch eine Art Sportbecken, damit Fitnessschwimmer auf ihre Kosten kommen.
Saunawelt
Je nach Größe des Bades gibt es entweder nur wenige Saunas oder sogar mehr als 20. Ich frage mich, wie man überhaupt auf 20 verschiedene Saunas kommen kann. Aber natürlich bieten Temperaturunterschiede, Düfte, Atmosphäre (z.B. mit Feuer) oder verschiedene Themen einen gewissen Variantenreichtum.
In allen Saunawelten findet man in der Regel eine alte finnische Sauna mit ca. 90°C, eine Kräutersauna mit ca. 60°C und eine Dampfsauna.
Deutsche sind für ihren Nudismus und FKK bekannt. Im Saunabereich gilt dann auch Badekleidungsverbot. Die Regeln sehen vor, dass man ein Handtuch umzubinden hat, jedoch scheinen das einige Besucher regelmäßig zu vergessen – ob absichtlich oder aus Versehen, das bleibt die Frage…
Normalerweise gibt es vor Ort eine Bar oder ein Restaurant (oder sogar mehrere), in denen man Erfrischungen und Snacks bekommt. Mancherorts kann man bequem mit dem Bändchen (Schließfachschlüssel) bezahlen, der dann beim Verlassen abgerechnet wird. Oder man bezahlt bar. Ersteres ist praktisch, denn wohin auch mit dem Portemonnaie?
Mit ziemlicher Sicherheit gibt es im Spa auch ein Fußbad, in dem man seine Füße einweichen kann.
Die gemischte Sauna
Tatsächlich geht man nackt in die Sauna, Männer und Frauen gemischt – für Finnen durchaus ungewohnt. Einige Bäder haben möglicherweise einen separaten Frauenbereich oder sogar einen eigenen Frauentag. Ist man schüchtern, kann man natürlich ein Handtuch in der Sauna umbinden, aber man braucht ein zusätzliches Handtuch, auf dem man sitzt, denn auch die Füße dürfen nicht mit dem Holz in Berührung kommen.

Das Saunieren
Man nimmt ein möglichst großes Handtuch mit in die Sauna, auf dem Po, Hände und Füße Platz finden (müssen). Auf keinen Fall sind die Saunabänke oder gar der Sitznachbar zu berühren.
Die Deutschen legen sich gerne auf die Saunabänke zur Entspannung. Auch wenn andere in die Sauna kommen, bewegen sie sich kaum. Sollte es sich so sehr füllen, dass man zusammenrücken muss, macht man das dann natürlich auch, wenn auch manchmal widerwillig. Manch einer entspannt jedoch so sehr, dass er das gar nicht bemerkt. Ein bisschen Situationsbewusstsein ist durchaus angebracht.
Beim Betreten der Sauna drehen dreht man eine Sanduhr, an der man ablesen können, wie lange man schon in der Sauna ist. Bis zu 15 Minuten werden angezeigt. Dem deutschen Verständnis nach (leichte Verallgemeinerung…) muss man genau 15 Minuten in der Sauna verbringen. Auf den eigenen Körper zu hören, ist nicht angesagt – eine Sache, über die ich nicht müde werde zu reden bzw. zu schreiben…
Zu bestimmten Zeiten betreten sogenannte Saunameister die Sauna, um den Aufguss zu machen. Unter gar keinen Umständen darf man nämlich selber aktiv werden und die Kelle schwingen. Manchmal wäre das sogar sehr schwierig, weil man nicht einmal einen Saunaofen findet. Aber dazu mehr an anderer Stelle.

Die Sauna ist eine RUHEZONE, man darf dort nicht reden. Manchmal, wenn man einem Freund oder einer Freundin dringend etwas zu sagen hat und beginnt zu flüstern, schaut sofort jemand böse oder ermahnt sogar mit einem ernsten „PSSSST!“. In der Sauna muss man also mucksmäuschenstill sein. Und wir Finnen verdrehen die Augen.
Nach der Sauna
Deutsche wie Finnen kühlen sich nach der Sauna gerne ab. Dafür gibt es in Saunawelten viele Möglichkeiten: Entweder eine einfache Dusche, eine kalte Dusche, einen Schwall kaltes Wasser aus dem Eimer oder dem Schlauch oder ein Kaltwasserbecken, in das man eintauchen kann.
Nach der Sauna relaxen auch Deutsche gerne. Es tut gut, sich noch ein wenig lang zu legen. Dafür gibt es Ruheliegen, auf denen man entspannen oder lesen kann. Bademantel, Handtuch ums Haar, vielleicht ein Paar Socken an und schon kann es losgehen.
Sauna und Entspannung wird ein paar Mal im Wechsel wiederholt und anschließend wird geduscht und sich gewaschen. Deutsche nehmen sich in der Regel den ganzen Tag Zeit für die Sauna, denn es braucht Zeit, wenn man sich hin und wieder erholen und entspannen muss.
Die Deutschen haben andere lustige Rituale, die uns Finnen fremd sind.
Dies waren meine Erfahrungen mit der deutschen Saunakultur.
Bist Du mit der deutschen Saunakultur vertraut? Wie lebst Du sie aus? Hat Dich etwas überrascht?
Hast Du Interesse an der Saunakultur anderer Länder? Im Blog findest Du viele Informationen über internationale Schwitzbäder. Beginne doch einfach bei der norwegischen Saunakultur.
Lies mehr: Norwegische Saunakultur
Liebe Grüße
Eure Sauna-Kati